Diesen Blogbeitrag schreibe ich passender Weise während ich mein drittes Kind stille. Zu dieser Gelegenheit möchte ich darüber schreiben, wie das mit dem Stillen bei mir persönlich so war. Eigentlich erzähle ich nicht häufig von meiner Stillerfahrung. Und zwar nicht weil es bei mir alles so dramatisch war, sondern ganz im Gegenteil. Es lief alles physisch und natürlich so wie es sollte. Mein Milcheinschuss kam rechtzeitig und meine Babys, haben sich direkt grad ein paar Minuten frisch geboren wie selbstverständlich an meine Brust angedockt und gesaugt als hätten sie noch nie etwas anderes gemacht. Als wunderschönes Erlebnis voller Innigkeit und Harmonie und Glückshormone habe ich Stillen jedoch nie so ganz empfunden. Mit diesem Blogbeitrag möchte ich aufzeigen, dass Stillen eben doch nicht so einfach ist wie es aussieht.
Einer der Gründe warum warum ich meine Erfahrung ungerne teile ist, weil ich oft das Gefühl habe, in den Medien wird viel Druck gemacht auf Frauen, dass Stillen unbedingt erforderlich ist. Wer hat schon den Spruch “breast is best” gehört? Dies lässt viele Frauen allein, die eine negative Erfahrung haben. Warum sollte ich da noch meine eigene komplikationsfreie Geschichte beifügen. Ich finde es braucht mehr Raum für die Geschichten über zu viel, zu wenig Milch, Milchstau, das Gefühl von Versagen, gesellschaftlichen Druck etc. Gleichzeitig gibt es in manchen Ländern heftige Diskussionen ob es in der Öffentlichkeit adäquat ist zu stillen. Was fehlt bei all diesen Diskussionen ist der Respekt vor der individuellen Mutter und Ihrem Kind. Jede Frau, jeder Körper, jede Schwangerschaft, jede Geburt und jede Art sein Baby zu ernähren ist unterschiedlich. Viele Frauen können/ wollen nicht und haben zigtausende Gründe warum sie wie ihr Baby ernähren. Ich finde das geht einfach niemanden außer die Mutter, ihrem Kind und vielleicht von der Mutter herbeigezogene Fachpersonen was an.
Ich kann also nur aus meiner persönlichen Erfahrung erzählen. Dreimal habe ich ein Kind auf die Welt gebracht und an meine Brust gelegt und die einzige Stillweisheit die ich gewonnen habe, jedes Kind und jede Stillerfahrung ist dann doch wieder anders. So auch die Dauer der Stillzeit. Abgestillt habe ich bei meiner grossen Tochter mit 7 Monaten. Nachdem sie Nachts über einen ganzen Monat nur mit meiner Brust im Mund schlafen konnte habe ich die Reißleine gezogen. Mein zweiter hingegen hat mich schlafen lassen aber dafür feste Nahrung bis fast zu seine ersten Geburtstag komplett verweigert. Mal schauen wie lange der Dritte und ich das so möchten.
Was ich am Stillen liebe:
Stillen ist gesund und gibt dem Kind Antikörper. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, wie viel wie wenig, welche Marke man kauft, muss nicht auskochen oder Fläschchen rumschleppen und und und… die Brust ist halt praktisch und immer dabei.
Was ich am Stillen hasse:
mein Körper gehört nicht mir (immer noch nicht). Niemand kann es mir abnehmen. Die ewigen Milchflecken überall. Die harten geschwollenen Euter -sorry Brüste- wenn das Baby mal zu lange geschlafen hat oder nicht genug getrunken hat (oder ich versucht habe abzupumpen). Der Schlafentzug! Mir werden wortwörtlich die Nährstoffe, die Energie und die Zeit weggesaugt. Stillsitzen zu müssen und dabei nur aufs Handy glotzen zu können. Und auch wenn alles klappt, es tut halt manchmal weh besonders am Anfang oder wenn das Kind beisst, oder zu lange dran genuckelt hat.
Für mich bleibt jedoch immer gleich, ich finde es ein wenig lästig. Ich habe mich noch nie so ganz wohl damit gefühlt in der Öffentlichkeit mit Baby, Tuch, Kleidung und meiner entblößten Brust zu hantieren und dabei möglichst dezent und nonchalant auszusehen. Was bei uns nämlich nicht wirklich klappt ist, dass meine Kinder die Flasche nehmen. Macht nichts, da ich sowieso kein großer Meister der Milchpumpe bin. Das Abpumpen endete immer in einem absoluten Überschuss an Milch, mit dem mein Baby und mein Körper völlig überfordert waren. Die Flasche mit meiner hart erarbeiteten Milch wurde verweigert und mit lautem Geschrei ausgespuckt. Meine Brüste waren immer hart und die Milch schoss dann sintflutartig meinem kleinen Säugling entgegen wenn ich ihn anlegte. Aber klar, das ist Jammern auf hohem Niveau, schließlich sind meine Kinder gesund und gut ernährt. Also stille ich, bis meine Kinder beschließen sich mit fester Nahrung zu ernähren.
Alles in Allem, werde ich es wohl bestimmt auch vermissen, freue mich aber jetzt schon wo mein Sohn noch keine 4 Monate ist irgendwann wieder ein Stück Freiheit zurück zu gewinnen.
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